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Bildgröße und Vergrößerungsfaktor

Du möchtest kleine Objekte fotografieren und möchtest wissen welchen Vergrößerungsfaktor du erwarten kannst? Oder du möchtest im Telebereich fotografieren und vorher planen, von wo du fotografierst und welche Ausstattung du brauchst? In diesem Beitrag erfährst du, wie du mit den Kennwerten: Brennwert, Objektabstand und Sensorgröße einen Vergrößerungsfaktor – auch Abbildungsmaßstab – ermitteln kannst, mit dem Du die Bildgröße berechnen kannst.

Die Grundlagen aus der optischen Geometrie

Die optische Geometrie ist ein einfaches Modell den Weg des Lichtes zu beschreiben. Es wird dabei ausschließlich mit Geraden gearbeitet. Sei dir bitte bewusst, dass das Modell die physikalische Realität des Lichtes stark vereinfacht. Für unsere Anwendung reicht es aber aus.

fast jeder hat schon einmal die folgende Darstellung und die zugehörige Gleichung gesehen:

Scharfe Abbildung und Abbildungsgleichung

Abbildungsgleichung für eine scharfe Abbildung, bei

Der dünne senkrechte Strich ist die Hauptebene der Linse. G ist die Gegenstandsgröße und B die Bildgröße. Der Vergrößerungsfaktor ist die Bildgröße geteilt durch die Gegenstandsgröße.

Die Gleichung kann genutzt werden um die Brennweite einer unbekannten dünnen Linse zu bestimmen. Leider ist dies bei Objektiven, welche in der Regel Linsensysteme sind, nicht der Fall. Normalerweise ist die Brennweite des Objektives glücklicherweise angegeben.

Vergrößerungsfaktor in Abhängigkeit von der Entfernungseinstellung bestimmen

Um einen Vergrößerungsfaktor zu bestimmen, benutzen wir die Abbildungsgleichung in umgekehrter Richtung. Dazu brauchen wir noch die Entfernungseinstellung. Die Entfernungseinstellung E ist der Abstand zwischen Sensor und Gegenstand, also in der Darstellung oben die Strecke g + b. Folglich gibt sie an, wie weit der Sensor bei der Aufnahme vom Objekt entfernt ist.

Man kann nicht beliebig nah an ein Objekt heran. Deswegen ist es in der Makrofotografie hilfreich die minimale Entfernungseinstellung zu kennen.

Randnotiz: Die Hersteller geben für ihre Objektive auch die minimale Entfernungseinstellung zum Objekt an. Sofern du die Angabe des Mindestabstands bei deinem Objektiv vermisst, kannst du sie spielend leicht selber ermitteln. Wie das geht, siehst du hier.

Kameras ab dem Amateurbereich tragen in der Regel eine Markierung am Gehäuse, welche die Ebene des Sensors kennzeichnet.

Lage des Kamerasensors
Die Lage des Sensors markiert am Gehäuse am Beispiel der Alpha 6000

Aus der Abbildungsgleichung und der Geometrie ihrer Abbildung lässt sich folgender Zusammenhang zwischen dem Vergrößerungsfaktor, dem Verhältnis von Gegenstands- und Bildgröße, sowie Brennweite und Entfernungseinstellung ableiten.

Vergrößerungsfaktor in Abhängigkeit von Entfernungseinstellung und Brennweite

Die Formel berechnet dir das Verhältnis von Gegenstandsgröße und Bildgröße. >1 bedeutet das Bild ist größer als der Gegenstand. <1 das Gegenteil. Dieser β-Faktor wird auch zur Klassifizierung des Makrobereichs genutzt. Ab einem Vergrößerungsfaktor von β=0,25 also 1:4 bezeichnet man ein Objektiv in der Regel als makrofähig.

Die benötigten Größen sind die oben genannte Brennweite f und die Entfernungseinstellung E. Wie man an der Formel erkennt, erreicht man den größten Vergrößerungsfaktor bei der minimalen Entfernungseinstellung. Denn je größer E, desto größer der Nenner, desto kleiner β.

Beispiel

Wir rechnen ein Beispiel für

  • eine Brennweite von 50mm und
  • einer Entfernungseinstellung von einem Meter

Bitte gib auf die 10-er Potenzen acht. Wenn Du die Formel später für größere Entfernungen benutzt, musst du mehrere Meter oder gar Kilometer in Milimeter umrechnen. Oder du rechnest die Brennweite in Meter oder Kilometer um.
Die Abbildung des Gegenstandes, welches durch das Objektiv auf den Sensor projeziert wird, ist also bei einer scharfen Abbildung gerade mal knapp 6 Prozent so groß, wie der Gegenstand selbst.

Eine schöne Formelsammlung zur optischen Geometrie findest du : hier

Die Sensorgröße und die Bildgröße

Du wirst es dir schon gedacht haben: Damit dir das Wissen über den Vergrößerungsfaktor β in der Praxis beim Planen Deiner Aufnahmen helfen kann, musst Du noch Wissen wie groß der Sensor der Kamera ist. Nehmen wir zum Beispiel einen Kreis von 30cm Durchmesser, so ist das Bild des Kreises im Durchschnitt 167mm groß. Bei einem APS-C Sensor (235 x 156 mm²) passt die Abbildung also nicht auf den Sensor.

Aufnahme des Beispiels

Am Ende wird das Foto dann auf einem Bildschirm betrachtet oder gedruckt. Das Verhältnis von der Größe des Wiedergabemediums zu der Sensorgröße ist dann ein weiterer Vergrößerungsfaktor. Nennen wir ihn einfach β2.

beta(2) = Größe Wiedergamedium / Größe Sensor

Zusammen mit dem ersten β-Faktor ergibt sich dann das Verhältnis zwischen der Bildgröße und der realen Größe des Objektes.

Die Gegenstandsgröße multipliziert den mit den beiden Vergrößerungsfaktoren ergibt die Bildgröße.
Von der Realität zum betrachteten Bild, kommen zwei Vergrößerungsfaktoren zum Zuge.

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Die Blende

Gibt es so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau für die Einstellung der Blende? Mit der Blende kannst du in den meisten Situationen die Ergebnisse deinen Wünschen anpassen. Dagegen gelingen dir in extremen Situationen nur mit bestimmten Einstellungen schöne Bilder. Dieser Beitrag erklärt die Auswirkungen der Blende auf die Aufnahmen.

Einsteigern in die Fotografie begegnen oft Aussagen wie:

  • Wenn die Sonne lacht, nimm Blende 8!“
  • “Fotografierst du bei Nacht, nimm Blende 8!
  • “Wer bloß einen Schnappschuss macht, nimmt Blende 8, oder stellt auf grün.

Zugegeben, die letzte Zeile habe ich mir eben ausgedacht. Das wahre an den Aussagen ist nämlich aus meiner Sicht: Mit der Einstellung Blende f/8 wählt man die goldene Mitte. So richtig verkehrt liegt man also nicht. Nach meiner Erfahrung, kann man dann aber auch gleich die Vollautomatik nutzen. Diese wählt in Schnappschusssituationen genauso gerne eine Blende zwischen f/7 und f/11.

Was bedeuten die Blendenzahlen?

Bevor wir uns ins Detail stürzen zunächst eine Grundlage. Die Angabe f/1,4 gibt den Durchmesser der Öffnung an. Diese Größe wird auch Apertur genannt.

f/8 bedeutet daher, dass die Öffnung kleiner ist, als bei f/1,4. Je größer die Zahl im Nenner desto kleiner die Öffnung und desto größer die Blende. Oder auch: Kleine Zahl, offene Blende und große Zahl geschlossene Blende.

Hier nun ein weiterer Merksatz.

  • Kleine Blende, kleine Tiefenschärfe
  • große Blende, große Tiefenschärfe

Man findet zahlreiche Beispiele, wo dieser Zusammenhang demonstriert wird. In der Regel anhand der selben Szene, in der ein Objekt vor einem Hintergrund steht. In diesem Beitrag soll dies auch nicht fehlen.

Szene fotografiert mit Apertur 1,4
Blende f/1,4

Hier ist das Objektiv nahezu nicht abgeblendet. Die Öffnung ist also relativ groß und die Blende Relativ klein. Man kann sehr gut erkennen, dass sich der scharf abgebildete Bereich auf einem Kreis um den Aufnahmepunkt befindet.

Szene fotografiert mit Apertur 3,2
Blende f/ 3,2

Hier ist das Objektiv 3 mal abgeblendet. Man kann noch erahnen, auf welche Distanz das Objektiv fokussiert ist. Der scharfe Bereich ist aber erkennbar größer geworden. Der Hintergrund als auch der Vordergrund sind aber noch erkennbar unscharf abgebildet.

Szene fotografiert mit Apertur 8
Blende f/8

Nun der Klassiker, 8 mal abgeblendet. Sowohl in der Ferne als auch in der Nähe sind Umrisse klar zu erkennen. Darüber hinaus ist immer noch ein fokussierter Bereich sichtbar.

Szene fotografiert mit Apertur 16
Blende f/16

Hier nun die größte Blende, des verwendeten Objektivs. Der Fokuspunkt ist wie bei den vorigen Aufnahmen identisch. Er ist hier nur nicht mehr erkennbar. Die ganze Abbildung ist augenscheinlich scharf.

Erklärung der Tiefenunschärfe bei kleiner Blende

Aber woran liegt das jetzt, dass bei einer großen Blende ein großer Schärfebereich erzielt wird? Es hat den Anschein als würde das Fokussieren gar irrelevant bei kleinen Aperturen.

Die Frage ist andersherum leichter zu beantworten. Wodurch entsteht die Tiefenunschärfe?

Tiefenschärfe und Blende 1 von 4
  • Rechts sehen wir die Bildebene, auf welche der fokussierte Punkt scharf projiziert wird.
  • Im oberen Teil liegt die Darstellung für eine große Apertur f/1,4.
  • Im unteren Teil liegt die Darstellung für eine kleine Apertur f/16.
Tiefenschärfe und Blende 2 von 4
  • In blau ist nun ein weiterer Punkt eingetragen.
  • Sein Fokus liegt hinter der Bildebene und wird also nicht scharf wiedergegeben.
Tiefenschärfe und Blende 3 von 4
  • Wir zeichnen nun das Lichtbündel ein, welches an der Blende f/1,4 entlangkratzt.
  • Auf der Bildebene erkennst du, dass die ankommenden Lichtstrahlen, welche vom nicht fokussierten Punkt ausgehen, sich im Bild nicht vereinen.
Tiefenschärfe und Blende 4 von 4
  • Wir zeichnen nun das Lichtbündel ein, welches an der Blende f/16 entlangkratzt.
  • Auf der Bildebene erkennst du, dass die Menge der ankommenden Lichtstrahlen, welche vom nicht fokussierten Punkt ausgehen, sehr klein ist.
  • Dadurch fällt die Streuung kaum noch ins Gewicht und der Punkt erscheint dennoch scharf abgebildet.

Warum soll man also überhaupt eine Einstellung wählen, wenn man ja an Schärfe gewinnt je mehr man sein Objektiv abblendet? Dafür gibt es mehrere Gründe

Lichteinfall

Der in der Praxis bedeutendste Aspekt. Mit jeder höheren Blendenstufe verringert sich die Menge an Licht, welches durch die Linse in die Kamera fällt. Antiproportional steigt dazu die Belichtungsdauer.

Das erste Bild wurde 1/160 Sekunde belichtet. Das letzte Bild 0,8 Sekunden. Die Belichtungszeit hat sich also um den Faktor 128 vergrößert.

Du musst also in der Praxis die Blende auch in Abhängigkeit der Belichtungsdauer und der Empfindlichkeit wählen.

Merke: Mit jeder Verdopplung der Blendenzahl…

  • erhältst du nur noch ein Viertel des Lichts der vorigen Menge,
  • vervierfacht sich die notwendige Belichtungsdauer.

Das liegt an der Relation von Kreisfläche zu Radius.

Möchtest du deine Belichtungszeit verdoppeln, musst du also die Blendenzahl mit der Wurzel aus 2 multiplizieren.

Betonung

Im gestalterischen Sinne gibt dir eine geeignete Blendeneinstellung die Möglichkeit das Auge des Betrachters auf einen Bereich im Bild zu lenken. Warum solltest du den Hintergrund scharf darstellen, wenn er gar nicht im Detail wichtig ist?

Wenn Du Deinen Hund im Garten fotografierst, möchtest Du vielleicht nicht die Komposttonne im Hintergrund in allen Facetten abgebildet haben.

Fotografierst du deine Freunde vor dem Eiffelturm, möchtest du sowohl später Gesichter als auch Architektur im Detail erkennen können.

Einen weiteren Effekt kannst du bei punktförmigen Lichtquellen beobachten. Insbesondere bei Aufnahmen in der Nacht verwandelt eine große Blende Lichtquellen in Sterne (ja so, wie du als Kind Sterne gemalt hast). Das liegt daran, dass die Blende meist aus übereinander gelegten Lamellen besteht, um ihre Größe variabel einstellen zu können. Das Licht schafft es aber aufgrund des Beugungseffektes durch den verbliebenden Spalt und so entsteht der Effekt auf der Abbildung.

Wie diese Sterne am Ende aussehen, vor Allem die Zahl der Strahlen, wird durch den Aufbau der Blende bestimmt. Probier es einfach mal mit unterschiedlichen Objektiven aus.

Maximale Schärfe

Nun stehst du auf einem Berg, hast einen traumhaften Blick bis ins Tal und kannst in der Ferne sogar weitere Bergspitzen erkennen. Du hast dein Stativ extra mitgeschleppt und denkst dir: „Ich kann so lange belichten wie ich will, ich will alles scharf haben. Also kneife ich die Blende zu, bis zum Anschlag. Das wird ein tolles Bild“

Beim Bearbeiten des Bildes kommt dir dann aber die Ernüchterung: „Irgendwie weist mein Bild gar keine Schärfe auf“.

Hier hast du dann Begegnung mit der Beugungsunschärfe gemacht. Da Licht eine elektromagnetische Welle ist, verhält sie sich an Kanten, wie du es von anderen Wellen kennst. Sie wird an der Blendenkante gebeugt, so dass das Lichtbündel gestreut wird. Die Beugungsunschärfe hast du natürlich auch bei kleinen Blendeneinstellungen, nur bei großen Blenden wird sie die dominierende Größe gegenüber der Tiefenunschärfe.

Beugungsunschärfe
Hier ein Detailausschnitt aus dem Beispiel oben. Von Blende f/8 zu f/16 ist der Effekt der Beugungsunschärfe zu erkennen.
Auch zu erkennen: Die offene Blende f/1,4 hat weniger maximale Schärfe als f/3,2.

Es ist also oft auch bei weitläufigen Szenen besser den Fokuspunkt bewusst zu wählen und die Blende nur soweit zu schließen, bis alle wichtigen Bereiche ausreichend scharf dargestellt sind. Wenn du dir nicht sicher bist, mache die gleiche Aufnahme mit unterschiedlichen Einstellungen und entscheide später.

Wenn du hingegen ausreichend Licht hast, solltest du auch die kleinen Blenden meiden, da hier Objektivfehler am meisten zum Tragen kommen.